E-Mail-Rhetorik, Inkompetenz und liebe Grüße: Mal schnell per E-Mail die Reputation schädigen

Sprachstil und Rechtschreibung in E-Mails sind oft eine Zumutung für die Leser. Selbst innerhalb wichtiger Geschäftsbeziehungen legt mancher E-Mail-Schreiber keinen Wert auf ein angemessenes Auftreten und irritiert damit – ohne es zu merken – seine Empfänger. Und er bewirkt noch mehr, was er vielleicht nicht möchte.

Die Sache mit der Geschwindigkeit, der Flüchtigkeit und der Kompetenz

Ein schlechter Stil wirkt sich auch im Medium E-Mail negativ auf das persönliche Image des Verfassers oder auf das Unternehmensimage aus. Dazu gehört unter anderem eine mangelhafte Schreibung. Schlechte Grammatik und Rechtschreibung können zur Folge haben, dass der Absender als fachlich wenig kompetent oder als schlampig angesehen wird. Ob er das will oder nicht – er wird so wahrgenommen. Darum lohnt es sich, auch in E-Mails hierauf zu achten – selbst wenn sie noch so unwichtig sind.

Einige wenden vielleicht ein, E-Mail-Verkehr sei schnell und flüchtig, darum seien Sprache und Schreibung hier unwichtig. Dass dem nicht so ist, können Sie regelmäßig beobachten, wenn Sie beispielsweise in wichtigen Projekten arbeiten. Hier wird mehr gedruckt und abgeheftet, als E-Mail-Absender oft vermuten – von der Flüchtigkeit des Mediums keine Spur. Die Mail mag zwar gelöscht sein, der fehlerhafte Ausdruck bleibt.

Doch ganz gleich ob gedruckt oder gelöscht: Der Eindruck eines inkompetenten Schreibers, der sich keine große Mühe mit dem Empfänger gibt, besteht in jedem Fall.

Die Sache mit den Liebesgrüßen

Stellen Sie sich vor, Sie erhalten von einem Ihnen unbekannten Unternehmen eine E-Mail, z. B. eine Angebotsanfrage. Insgesamt klingt die E-Mail seriös und ist fehlerfrei geschrieben. Doch der Absender – obwohl er Sie nicht kennt – sendet Ihnen „liebe Grüße“ oder gesteigert „ganz liebe Grüße“. Was sollen Sie als Empfänger denken? Vielleicht will der Absender mit seinen Liebesgrüßen eine besonders enge Verbindung zu Ihnen herstellen. Das funktioniert auf diese Weise jedoch kaum und kann sogar einen bewussten oder unbewussten inneren Widerstand erzeugen. Genau das Gegenteil dessen, was sich der Absender vielleicht gewünscht hat.

Vielmehr wirken liebe Grüße unter Unbekannten anbiedernd oder unterwürfig. Wie wäre es stattdessen mit einer in Geschäftsbeziehungen anerkannten Form wie z. B. mit freundlichen, besten oder herzlichen Grüßen? Wenn Sie als seriös wahrgenommen werden wollen, liegen Sie damit auf jeden Fall besser.

Bitte nicht falsch verstehen: Es gibt private und geschäftliche Beziehungen, die sehr persönlich sind, und in denen liebe und ganz liebe Grüße angebracht sind. Doch denken Sie beim nächsten Mal darüber nach, ob Sie damit wirklich richtig liegen oder eher für eine Verstörung sorgen. Einen Hinweis auf letzteres kann Ihnen die Antwort des Empfängers geben, wenn er die Liebesgrüße nämlich nicht erwidert.

Rhetorikmagazin
© Christian Bargenda, rhetorikmagazin.de


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