Obwohl zusammengesetzte Hauptwörter im Deutschen üblich sind, ist in der Werbung und im Marketing der Trend zur Getrenntschreibung zu beobachten – fatal für Unternehmen, die sich so darstellen. Denn indem sie Wörter (und auch Produktnamen) auseinandernehmen, erschweren sie ihren Kunden das Lesen und schaden ihrem eigenen Image.
Was bewirken Unternehmen bei ihren Kunden durch die Getrenntschreibung von zusammengesetzten Hauptwörtern und Produktnamen?
Von Mitarbeitern in Marketingabteilungen großer Unternehmen höre ich gelegentlich, die Getrenntschreibung von Hauptwörtern und Produktnamen sehe besser aus. Dazu gehöre es auch, den Firmennamen keinesfalls – nicht einmal mit einem Bindestrich – mit einem anderen Wort oder einem Produktnamen zu verbinden. Derartige Meinungen über Unternehmenskommunikation entstehen aber nicht nur in Marketingabteilungen. Meiner Erfahrung nach sind auch oft Grafiker der Ansicht, „Schönheit“ gehe vor Rechtschreibung. Ein Zitat aus der Praxis: „Ich schreibe nicht, ich male Buchstaben.“ Manchmal gelangen auf diese Weise zwischen die auseinandergenommenen Hauptwörter Bindestriche an beliebigen Stellen. Oder die Unternehmen wollen „international“ erscheinen und eifern der US-Rechtschreibung nach, die das zusammengesetzte Hauptwort überhaupt nicht kennt. Die Folge: Werbebotschaften und Produktnamen sehen für das grafisch geschulte Auge gut aus, sind jedoch inhaltlich schwerer zu begreifen und werden vom Kunden leichter falsch verstanden sowie langsamer gelernt. Es passiert also das Gegenteil dessen, was Unternehmen sich wünschen.
Falsche Rechtschreibung färbt unmittelbar auf das Image von Unternehmen und Produkten ab. Alles wirkt – bewusst oder unbewusst – minderwertig.
Die Trennung zusammengesetzter Hauptwörter entspricht nicht der deutschen Rechtschreibung, genauso wie die Trennung des Firmennamens von den Produktnamen. Nicht nur bei besonders gebildeten Zielgruppen, sondern auch in der Breite, führt dies regelmäßig zu Kopfschütteln.
Unternehmen empfehle ich: Schreiben Sie so, dass Ihre Kunden Sie sofort verstehen. Verständlichkeit und schnelles Lernen sind im Kaufprozess entscheidend. Haben Sie daher Mut zum zusammengesetzten Hauptwort, auch bei Ihren Produktnamen. Es wird sich für Sie auszahlen.
Bereits durch den auf Ihr Unternehmen abgestimmten Sprachstil wird Ihre Unternehmenskommunikation wesentlich wirksamer.
Die richtige Rechtschreibung ist nur ein Teil Ihres Sprachstils – hier hilft Ihnen ein Lektorat bzw. Korrektorat. Wenn es seriös arbeitet, macht es Sie auch auf unkorrekterweise getrennt geschriebene Produktbezeichnungen oder fälschlicherweise vom Firmennamen getrennte Begriffe aufmerksam. Leider mache ich oft die Erfahrung, dass sich Lektorate und Korrektorate hier zurückhalten, vielleicht weil Sie die Diskussion mit ihren Kunden scheuen oder Angst haben, in die Firmenpolitik (Produktbezeichnungsrichtlinien) einzugreifen.
Zum Sprachstil einer wirksamen Unternehmenskommunikation gehören auch Wortwahl, Satzbau und z. B. die Einheitlichkeit Ihrer Unternehmenssprache. Diese haben direkten Einfluss auf Ihre Beziehungen zu Ihren Kunden und deren Kaufverhalten.
Das gilt nicht nur für Ihre sichtbaren, schriftlichen Werbemaßnahmen, sondern auch für Ihre hörbare, mündliche Kommunikation am Telefon, in Ihren Filialen, bei Präsentationen und in den Medien (z. B. Radio). Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Ihre bisherige Unternehmenskommunikation verstanden wird, kann eine Sprachstilanalyse Aufschluss geben. Das kann sich für Sie lohnen. Denn auf sämtlichen Kommunikationskanälen können Sie bereits durch den passenden Sprachstil deutlich mehr erreichen als Ihre Wettbewerber.
Rhetorikmagazin
© Christian Bargenda, rhetorikmagazin.de